Gleispark Frintrop

Frintrop | 51°29’17.37″N 6°54’43.72″E

Bausumme

1,2 Mio. DM netto

Fläche:

15 ha

Planung:

1998-2000

Leistungen:

1-9

Auftraggeber:

RVR Regionalverband Ruhr

Kooperationen:

Künstler: szenario daum/klausmann
Statik: Warns, Löschmann + Partner

Die Schwerindustrie bescherte dem Ruhrgebiet nicht nur große Zechen- und Kokereianlagen, sondern ließ auch große Rangier- und Sammelbahnhöfe entstehen. Ein solcher prägte lange die Flächen des heutigen Gleisparks Frintrop. Auf etwa 30 Hektar dominierten bis in die 1960er Jahre Bahngleise das Areal. Als diese nicht mehr genutzt wurden, geriet das Gelände aus dem Blick und eine artenreiche Vegetation siedelte sich an. Als die IBA Emscher Park in den 1990er Jahren Freiräume in der Umgebung entwickelte und auch über die Nachnutzung des alten Sammelbahnhofs Frintrop nachdachte, wurden auch Nutzungen wie Gewerbegebiet oder Mülldeponie diskutiert und schließlich verworfen. Denn die vor Ort gewachsene Ruderalvegetation war schon damals zu reichhaltig und wertvoll und die Landschaftsbilder zu poetisch, um sie zu überbauen. Hinzu kam die Bedeutung der Fläche als wichtiges Gelenk im Grünzug B des Emscher Landschaftsparks sowie seiner Nähe zum Gehölzgarten Ripshorst und dem Emscherzufluss Läppkes Mühlenbach. In diesem Kontext lag die Entscheidung nahe, den alten Sammelbahnhof zum Landschaftspark umzugestalten und ihn funktional und ökologisch zu vernetzen.

Die Aufgabe, den Sammelbahnhof in den Gleispark Frintrop zu verwandeln, nahm das Büro Davids, Terfrüchte und Partner – heute dtp – an. Sie griffen die seit der Stilllegung des Bahnbetriebs gewachsene Ruderalvegetation als Schablone für den Park auf. Diese war schon damals von Gräsern, Sträuchern und Gehölzen geprägt, die entlang der ehemaligen Gleise in linearen Strukturen wuchsen. Die Landschaftsarchitekt:innen entwickelten ein Managementkonzept, das vorsah, die überragenden Landschaftsbilder und die artenreiche Vegetation zu erhalten und den Kontrast zwischen waldartigen Bereichen und offenen Magerwiesen weiterzuentwickeln und dauerhaft zu stärken. Dadurch wurde der Gleispark Frintrop zu einem Vorbild gelungener Transformation: von einem Industrieareal zu einem Grünraum, dem große Biodiversität, Klimaresilienz und Ausgleichsfunktion zu eigen sind.

Ergänzt wurde dieser „Dialog der Vegetation“ durch gestalterische Interventionen, die den Ort schließlich zum Park machten. Dazu gehört ein zwei Kilometer langes Wegesystem, das an diversen Stellen zeichenhafte Zugänge in die umliegenden Stadtteile hat; sei es in Form corteenstahlflankierter Durchbrüche einer alten Mauer, durch einen sanierten Bahntunnel oder als große Treppe.

Darüber hinaus entwarfen die Landschaftsarchitekt:innen diverse Follies: Zwei aus Gitterrosten gestaltete Treppentürme locken Besucher:innen in die Höhe, lenken ihren Blick über eine langgestreckte Magerwiese und auf ruhrgebietstypische Kulisse oder einen engen, von Birken gesäumten Weg entlang. Beide Szenerien sind typisch für den Park; beide Interventionen helfen die Besonderheiten des Ortes wahrzunehmen. Der aus Aushub angeschüttete „Drehberg“ markiert einen weiteren, wichtigen Treffpunkt im Park. Auch hier werden die Besucher:innen in die Höhe gelockt und an die Geschichte des Ortes erinnert. Das machen auch prellbockartige Aufmauerungen, ein freigestellter Bunker oder aufgestapelte Eisenbahnschwellen entlang der Wege.

Nach Abschluss der Umgestaltung des alten Bahnhofs in den Gleispark im Jahr 2000 erfuhr der Landschaftspark an diversen Stellen Ergänzungen. So verknüpft ihn heute ein alter Bahnbediensteten-Tunnel mit den südlich angrenzenden Stadtteilen. Damit entstand nicht nur ein weiterer Zugang, sondern eine wichtige Wegeverbindung durch den Grünraum, die tägliche viele Menschen nutzen.

Noch heute ist die parkartige Anmutung des Freiraums zu sehen, sind die ursprünglichen Raumbilder aus dichten Gehölzen und offenen Wiesen erlebbar, die Artenvielfalt wächst weiter und der Freiraum wird als nutzungsoffener Park von vielen Menschen geschätzt. Nach über zwanzig Jahre ist der Gleispark Frintrop ein „grüner Glücksort“ in der Metropole Ruhr, wie es im gleichnamigen Buch heißt.