1. Preis im Wettbewerb Wupperinsel Solingen Unterburg
Nach einstimmigen Preisgerichtsvotum gewinnt DTP - mit dem Beitrag "Insel im Fluss der Geschichten" - den 1. Preis im Wettbewerb Wupperinsel Solingen Burg.
Zum Wettbewerb gibt es eine Auststellung. Die Beiträge sind vom 9. September bis 7. Oktober 2021 jeweils donnerstags, 16-18 Uhr im Stadtteilbüro zu sehen.
Pressemitteilung der Stadt Solingen:
https://www.solingen.de/de/aktuelles/pressemitteilung-2021-478-ri/
Das Bergische ist ein Landstrich mit Geschichten, Sagen und Legenden von Herrschern, Handwerkern und Bauern. Aber auch von Dörfern, Städten und der Landschaft, von tiefen Wäldern, steinigen Hängen, lebendigen Flüssen und murmelnden Bächen. Diese Narrative haben die Entwicklungen des Bergischen stets begleitet und die Veränderungen durch die Jahrhunderte mit ihren assoziativen Bildern vermittelt.
„Wo die Wupper wild woget auf steinigem Weg…“
Am Fuße von Schloss Burg, an einer Schleife der Wupper gelegen, bietet die Wupperinsel in
Unterburg das Potenzial, durch ihre poetische Lage und Einbindung diese Geschichten weiterzuerzählen.
Schon lange ist die Wupperinsel zentraler Ankunftsort für die Besucher:innen von Unterburg und aufgrund der Seilbahnstation auch für das Wahrzeichen der Region, Schloss Burg. Der einstige Herrschaftssitz der Grafen und Herzöge von Berg wird in den kommenden Jahren durch ein neues Museumskonzept sowie der umfänglichen Sanierung der Gebäude und Außenanlagen zu einem überregionalen Anziehungspunkt für neue Besuchergruppen entwickelt und verlangt nach einem adäquaten Ankunftsort im pittoresken Städtchen Unterburg.
Heute ist die Wupperinsel vor allem als monofunktionaler Raum erlebbar und entwickelt wenig Ausstrahlungskraft. Insbesondere die Parkplätze am Wupperufer, die prägende Bundesstraße und ein dichter Gehölzvorhang verhindern ein Erleben des Flusses und der Besonderheit des Ortes.
Dem Anspruch, ein attraktiver Ankunftsort zu sein, wird der Raum bislang kaum gerecht, wobei die Seilbahn sicher ein touristisches Highlight darstellt und damit das Potenzial für eine gute Erschließung von Schloss Burg über Unterburg vorhanden und zu heben ist.
„Wo der rauchende Schlot und der Räder Gebraus,…“
Das vorrangige Ziel unseres Beitrags ist es, den Ufersaum von parkenden Autos zu befreien, um hier die Erlebbarkeit der Wupper und des umgebenden Landschaftsraumes zu erhöhen. Dafür werden die vorhandenen Parkplätze neu angeordnet und gestalterisch aufgewertet.
Es verbleiben zwei größere Parkplatzflächen, welche über den neugestalteten Eingangsplatz zwischen Café Meyer und Stadtsparkasse im Shared-Space-Prinzip erschlossen werden Bei Bedarf können die Parkplätze als Veranstaltungsflächen genutzt werden, primär auf dem südlichen Parkplatz bietet unser Beitrag dafür die notwendigen Infrastrukturen. Hier werden auch die Aufstellflächen für die Feuerwehr und den Betrieb der Seilbahn vorgehalten. Am südlichen Parkplatz gibt es in der Nähe des Rast- und Spielplatzes eine öffentliche Toilette. Um eine gestalterisch sanfte Einbindung in das Umfeld zu gewährleisten, werden die vorhandenen Asphaltflächen durch begrünbare, durchlässige Beläge aus Rasenwabenpflaster (Fahrspuren) und Schotterrasen (Parkflächen) ersetzt. Eine Entwässerung kann durch die Entsiegelung entfallen. Von weitem oder von der Seilbahn aus wirken diese Räume - mit ihrer Heckenfassung und dem lockeren Baumbestand – eher wie Garten- oder Weideflächen und werden Teil der umgebenen Landschaft.
„Wo die Quelle noch rinnet aus moosigem Stein,…“
Neben dem spannungsreichen Bezug zwischen Schloss Burg, dem historischen Unterburg und anderen historischen Orten in der Umgebung (Galapa, Diederichstempel, ferner Brückenpark Müngsten) sind die Landschaftsbilder der attraktive Hintergrund der Umgestaltung der Wupperinsel.
Hier ergibt sich die Chance, einige typische Landschaften des Bergischen Landes aufzugreifen und zu in-szenieren. Die Bereiche werden dabei unter ökologischen Gesichtspunkten entwickelt und gepflegt. Die Schönheit dieser Landschaftsbilder erleben und erfahren die Besuchenden künftig in unterschiedlichen Perspektiven von den Aussichtspunkten (neue Stege, Seilbahn) aus.
Durch Poetische Zitate in erhabener Schrift, auf Einbauten wie Geländer, Felsen, Infostelen stellen die Landschaftsbilder und historischen Bezüge in einen narrativen Kontext. Ergänzt wird dies durch NFC oder QR-Codes, die aus den analogen Schriftzügen digital nutzbare Elemente im Sinne der Augmented Reality machen.
Landschaftsbild „Im Hang“: Die Silikatfelsen unter der Seilbahn werden freigestellt und in eine offene, beweidete Magerwiese mit einzelnen Bäumen eingebunden. Vereinzelt gesetzte Ziegenskulpturen vermitteln ganzjährig die historisch-nachhaltigen Bewirtschaftungsformen solcher Flächen.
Der heute eher abrupte Einschnitt zwischen Hangwald und offener Wiesenfläche wird durch die Entwicklung eines natürlichen Waldrandes als sanfter Übergang ausgebildet. Mit ihrer schroffen Lieblichkeit wird eine Vorstellung der historischen Niederwaldwirtschaft wiedergegeben und gleichzeitig die Funktion als ein wertvolles Biotop für Flora und Fauna unterstützt.
Landschaftsbild „Am Fluss“: Die Bestandsvegetation am westlichen Ufer entwickelt sich durch Entnahme von Neophyten und nichtheimischen Gehölzen in eine kleine Auwaldinsel. Die Vegetation beschattet den Fluss und kaschiert gleichzeitig den Blick auf die Bundestraße.
Am westlichen Ufer unterhalb der Seilbahnstation und am östlichen Ufer wird eine standortgerechte, artenreiche und gewässerbegleitende Hochstaudenflur forciert. Wertvolle vorhandene Gehölzstrukturen bleiben erhalten. Das Auslichten des Unterwuchses und Entfernen von Neophyten stellt den Blick frei auf den malerischen Fluss. Hier erleben die Menschen die ruhige, aber kraftvoll fließende Wupper.
„Im blühenden Tale das Dörfchen mir lacht,…“
Am Zusammenfluss von Wupper und Eschbach entsteht ein kleiner attraktiver Eingangsplatz und Treffpunkt für Unterburg. Er ist gleichzeitig Ankunftsort der Besucher:innen. Unter schattenspendenden Auenbäumen auf der einen und an der Bäckerstatue auf der anderen Seite des Platzes laden Bänke zum Verweilen. Ein sprudelnder Fels vor dem Cafe Meyer - in Anlehnung an die Silikatfelsen - wird zum Wasserspielort. Vom Cafe aus belebt eine attraktive Außengastronomie den Platz. Unter Einbeziehung der umgebenden, historischen Bausubstanz wird die Platzfläche mit Bergischer Grauwacke als regionaltypisches Material gepflastert und funktioniert im Shared-Space-Prinzip auch als Zufahrt zu den südlich gelegenen Parkplätzen. Unser Beitrag entfernt vorhandene Barrieren und leitet über die neugestaltete Platzfläche sanft in Richtung des Wupperufers weiter.
*„An Klippen und Klüften sich windet der Steg,…“
Der Fließrichtung der Wupper folgend entwickelt sich aus diesem Platz ein signifikanter, barrierefreier Steg. Dieser führt durch die baumüberstandene, wechselfeuchte Staudenflur und ermöglicht es allen, den Fluss und seine neu entwickelte Ufervegetation zu erleben, ohne sie negativ zu beeinträchtigen.
Kleine Aufweitungen im Steg werden zu Aufenthaltsorten mit Sitzelementen. Wupperseits erhält der Steg eine Brüstung und wirkt so Richtung Seilbahnstation und Bundesstraße als Signet der attraktiven Uferentwicklung.
Unter der Seilbahn wird der Steg mit Treppen in den Hang eingeschnitten, um ausreichend Kopffreiheit zu erlangen. Die barrierefreie Wegeführung wird hier über den Parkplatz zum Spiel- und Rastplatz umgeleitet.
Um Eingriffe zu minimieren, wird der Verlauf des Stegs an die erhaltenswerte Ufervegetation angepasst und die Konstruktion mit Schraubfundamenten außerhalb des FFH Gebiets verankert. Bei Überschneidungen mit dem Schutzgebiet verläuft der Steg freitragend.
Im südlichen Bereich des Wettbewerbsgebiets entsteht ein Spiel- und Rastplatz, der die von Süden kommenden Wandernden empfängt und auch für die Bewohner:innen des Stadtteils ein attraktiver Spielort wird. Hier werden die Übergänge zum steilen Hang in den Wald, zum Fluss und der Übergang zwischen thronenden Herrschaftssitz und dem Siedlungsplatz „unter der Burg“ thematisiert. Als Spielobjekte dienen Kletterfelsen, ein Hirtenhaus und eine rollende Reuse. Die Ziegenskulpturen vom Hang finden sich auf der Wiesenfläche unter einzelnen Obstbäumen wieder. Bank- Tischkombinationen laden zum Picknick ein. Auf einem Holzdeck – als südlicher Abschluss des Wupperstegs- kann man die Schönheit des Flusses erleben und dem Rauschen der sich abwärtswindenden Wupper lauschen. Östlich des Wanderweges gelangen größere Kinder und sportive Nutzer:innen über einen steilen, seilgesicherten Pfad in den Wald und kletternd hinauf bis Schloss Burg.
Am Fuß des Burgbergs verläuft – parallel zum neuen Wuppersteg - der Wanderweg “Erlebnisweg Wupper“. Dieser Weg erhält eine neue Oberfläche und bindet das Planungsgebiet in die regionalen Freizeitrouten ein. Gleichzeitig ist er als Verbindung zwischen Stadtplatz und Spiel-/Rastplatz eine wichtige interne Erschließung der Wupperinsel und bietet über vier direkte Verknüpfungen Zugänge zum Wuppersteg.
Auf der westlichen Wupperseite wird, an der Talstation der Seilbahn, ein neuer Zugang und ein Aussichtspunkt entwickelt. Bewusst inszenierte Blicke zeigen von hier die neu gestaltete Wupperinsel und die vom Wald gerahmten steilen Trockenwiesen, und man erahnt auch den Herrschaftssitz auf dem hochgelegenen Plateau. An diesem Aussichtspunkt gibt es für interessierte Besucher:innen von Schloss Burg Hinweise und Anregungen, das historische Unterburg zu besuchen. Flankierend erhält der verbindende Gehweg entlang der Bundesstraße Intarsien mit spannenden Informationen und Geschichten zu den historischen Orten.
Um eine wirkungsvolle Einbindung der Wupperinsel in das Umfeld zu gewährleisten, Besucher:innen zu lenken und den Anforderungen der Teilhabe gerecht zu werden, gibt es an den Anknüpfungspunkten ein koordiniertes Leit-, Informations- und Orientierungssystem.
*Zitate aus dem bergischen
Heimatlied von R. Hartkopf